„Auch unsere Mauer wird fallen!“

Vortrag der palästinensischen Schriftstellerin Faten Mukarker in Daun

Faten Mukarker zeigte sich zuversichtlich: „Die Berliner Mauer musste fallen. Auch unsere Mauer wird fallen.“ Mit „unsere Mauer“ meinte sie die bis zu neun Meter hohe Sperranlage, die das israelisch besetzte Palästina von Israel trennt, wobei große Teile palästinensischen Landes – Olivenhaine und Äcker – abgeschnitten wurden. Die Welt lasse die Palästinenser allein in ihrer Ohnmacht, Trauer und Wut.

Faten Mukarker ist eine christliche Palästinenserin, die ihre Jugend in Deutschland verbrachte und seit 1975 in Beit Jala bei Bethlehem lebt. Seit einigen Jahren kommt sie zu Vortragsreisen nach Deutschland, um über den Alltag unter israelischer Besatzung zu berichten: von täglichen Schikanen und Demütigungen an den Checkpoints, den willkürlichen Hauszerstörungen, der Vernichtung von Olivenhainen, dem völkerrechtswidrigen Bau israelischer Siedlungen auf palästinensischem Land und der mehrere Meter hohen Sperrmauer, die auch das Grundstück der Familie Mukarker zerschneidet.

Das Dauner Publikum – über neunzig Menschen – war tief beeindruckt. Viele hatten von der brutalen Realität jenseits der Mauer nur wenig gewusst. Auch nicht davon, dass die israelische Führung bereits seit der Gründung des Staates die gewaltsame Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung beabsichtigte und konsequent durchführte – wie erst kürzlich veröffentlichte israelische Dokumente belegen.

„Auf beiden Seiten der Mauer gibt es Menschen, die an einen gerechten Friedens glauben,“ meint Mukarker. „Aber welche Hürden müssen überwunden werden, damit die beiden Völker endlich wieder zu einem friedvollen Nebeneinander, vielleicht sogar Miteinander finden.“ Zum Abschluss zitiert sie eine jüdische Freundin, die Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff, mit den Worten:“Wenn Israelis und Palästinenser keinen Frieden machen, werden beide untergehen.“

Ralf Wagner-Nowak vom Forum Eine Welt, der die Veranstaltung moderierte, wies darauf hin, dass es in Deutschland keineswegs selbstverständlich ist, die israelische Politik zu kritisieren. Dies sei aber dringend notwendig; das habe er von dem israelischen Friedensaktivisten Reuven Moskovitz gelernt; denn echte Freundschaft zeige sich gerade darin, dass man einem Freund rechtzeitig in die Arme fällt, um ihn zu hindern, Unrecht zu begehen.

Von Klaus Heller