Berichte

Vortrag in Daun, Faten Mukarker, vom 14.11.2024

Beide Seiten müssen in Würde leben können.“

Faten Mukarker (Bethlehem) berichtete in Daun über die Situation in ihrer Heimat

Völlige Stille herrschte bei dem knapp zweistündigen Vortrag von Faten Mukarker im Evangelischen Gemeindezentrum Daun. Mehr als 50 Besucher waren gekommen, um auf Einladung des Forums Eine Welt den Bericht der palästinensischen Friedensaktivistin zu hören.

Die in Bethlehem geborene christliche Palästinenserin verbrachte ihre Jugend in Deutschland, was zu Konflikten mit ihrer konservativen arabischen Erziehung führen musste. Mit 18 Jahren musste sie – zwecks Heirat – nach Bethlehem zurückkehren. In eindrücklicher Weise berichtete sie von ihren persönlichen Erfahrungen unter der israelischen Besatzung und beleuchtete den geschichtlichen Hintergrund des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Sie betonte die Notwendigkeit, den Teufelskreis der Gewalt aufzubrechen, und wünschte sich eine differenzierte Sicht auf den Konflikt, in dem die radikalen Kräfte auf beiden Seiten derzeit das Handeln bestimmten.

Mit dem von Yizhak Rabin und Yassir Arafat geschlossenen Friedensabkommen von Oslo in den 90er Jahren seien große Hoffnungen verbunden gewesen: Damals wurde vereinbart, dass nach einer fünfjährigen Übergangszeit Palästina die volle Autonomie erhalten werde. „Hoffnung ist lebenswichtig, um in der trostlosen Situation in Palästina weiterzuleben“, sagte Faten Mukarker. Mit der Ermordung Rabins durch einen von Oppositionsführer Benjamin Netanyahu aufgehetzten israelischen Extremisten und dem Ende des Friedensprozesses sei diese Hoffnung gestorben. Nach Jahrzehnten der systematischen Vertreibung, Unterdrückung und Demütigung unter der israelischen Besatzung herrsche nur noch Verzweiflung. Die Bewegungsfreiheit sei durch eine Mauer und zahlreiche Kontrollpunkte massiv eingeschränkt. Die bis zu neun Meter hohe Mauer ziehe sich durch ganz Palästina und durchschneide auch den Olivengarten der Familie Mukarker. Zahlreiche Olivenbäume, die wichtigste wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung seien vernichtet worden.

Viele Menschen verließen das Land. Die Besatzungsmacht versuche, den Lebensmut der Palästinenser weiter zu zerstören und so die Menschen aus ihrer Heimat zu vertreiben. Auch viele Christen wanderten aus: Ihr Anteil an der palästinensischen Bevölkerung sei inzwischen auf 0,8 % gesunken. Faten Mukarkers Sohn Fuad lebe heute in Boston; er wolle nicht mehr zurück in sein Land. Die Zahl der nach dem Völkerrecht illegalen israelischen Siedlungen im Westjordanland und Ostjerusalem steige ständig. Die ansässige Bevölkerung werde von den nahezu 600.000 Bewohnern der Siedlungen oft physisch bedroht. Das mache ein friedliches Zusammenleben und eine Zweistaatenlösung unmöglich.

Vor allem die völlige Abriegelung des Gazastreifens führte zu Elend, Hunger, Hass und Gewalt. Im Gazastreifen übernahm 2006 die Hamas die Macht und regierte seither mit harter Hand. Fundament ihrer Macht war die Angst der Bevölkerung. Faten Mukarker resigniert:“Was hat der lange Konflikt aus uns gemacht!“

Seit dem 7. Oktober 2023, dem Tag des Hamas-Überfalls auf israelisches Gebiet mit über tausend Toten und 250 Entführten, eskalierte der Konflikt in dramatischer Weise: Über 40.000 Menschen in Gaza wurden bisher durch das israelische Militär getötet – zur Hälfte Kinder und Jugendliche. Ziel der Regierung sei es nach öffentlichen Bekundungen von Regierungsvertretern, Gaza und Teile des Westjordanlandes zu annektieren und alle Palästinenser aus Gaza zu vertreiben.

Palästina werde alleingelassen von der Weltgemeinschaft, auch von Deutschland, das erst kürzlich wieder Waffen für 100 Millionen Euro an Israel lieferte. Sicher handele Deutschland richtig, wenn es aus seiner historischen Verantwortung heraus erklärt, an der Seite Israels zu stehen, und das Recht Israels auf Selbstverteidigung betont; aber es entbinde die deutsche Regierung nicht von ihrer Verantwortung, für das humanitäre Völkerrecht einzutreten, das die Mittel der Kriegsführung regelt, und gegen Menschenrechtsverletzungen zu protestieren.

Als Fazit ihres Vortrags betonte Faten Mukarker: „Beide Seiten müssen in Würde leben können.“ Sie warb darum, die Verletzungen auf beiden Seiten des Konflikts anzuerkennen, und eine Perspektive auch für Gaza und das Westjordanland zu bieten. „Die Lösung lautet: Leben und leben lassen“, sagte sie. Sie wies auch darauf hin, dass es auf beiden Seiten Menschen gebe, die an einen gerechten Frieden glauben und sich wünschen, ohne Angst, frei und selbstbestimmt zu leben.

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